Die Menschen kombinieren Auto und Bahn mehr denn je
Wenn Sie morgens mit der S-Bahn oder dem Nahverkehrszug zur Arbeit fahren,
dann fällt Ihnen sicherlich auf, dass die Züge voller sind als früher. Dies ist nicht
nur auf Strecken zu beobachten, auf denen die Bahn wegen Fahrzeugmangel
die Zuglänge gekürzt hat, sondern beinahe überall. So konnte der Münchner
Verkehrsverbund trotz hohen Autobestands in der Region im Jahr 2011 beinahe 5 %
mehr Fahrgelderlöse erzielen. Dies weckt die Neugier zu erfahren, wie die Zahlen
zustande kommen und wo denn die neuen Passagiere denn herkommen.
Die Online Ausgabe der Wirtschaftswoche vom 09. April 2013 berichtet in einem
beeindruckenden Artikel von einem neuen Trend: Die Menschen kombinieren
Auto und Bahn mehr denn je und nutzen die Angebote der kostenfreien oder
vergünstigten Parkplätze an den Bahnhöfen. In dem Artikel wird der ACE zitiert mit
der Nachricht, dass die "zur Verfügung gestellten [...] Plätze seien teils zu mehr als
90 Prozent ausgelastet" wären.
Das Modell Park & Ride, welches erstmals bei der Schaffung der großen
Verkehrsverbünde flächendeckend umgesetzt worden ist, stößt also an die
Kapazitätsgrenzen. Interessant dabei: Die meisten Fahrgäste würden auf dem Weg
zur Arbeit zwischen 20 und 60 Minuten Zeit einsparen. Montags bis freitags steht
somit mehr Zeit für Hobbies und Familie zur Verfügung.
Bei den meisten bewährt sich dabei die ideale Kombination zwischen Auto und
Bahn: Das Auto wird für spontane Familienausflüge, Fahrten zum Einkaufen und
alle Fahrten benutzt bei denen Gepäckvolumen und Stauraum benötigt werden.
Denken Sie einmal an Sportgeräte wie Mountainbikes, Skier oder auch Skates: Nach
dem Sport können Sie diese am besten im Auto verstauen und dann noch den Tag
genießen.
Beide Verkehrsmittel haben also nach wie vor ihre jeweils eigene Berechtigung. Der
Fahrspaß für den Einzelnen nimmt sogar zu, wenn Autofahren etwas Besonderes
wird und der tägliche Weg zur Arbeit nicht mehr im Innenstadt-Stau endet. Dank der
Entfernungspauschale für den Weg zur Arbeit kommt beim Umstieg auf die Bahn
sogar ein kleines Plus heraus.
Denken Sie dabei vor allem an die Spritpreisentwicklung der letzten Jahre: Die
lange Zeitreihe des Statistischen Bundesamtes bestätigt das Gefühl, welches jeder
Autofahrer hat: Benzin steigt wesentlich mehr als die meisten anderen Güter: Wenn
Sie den Benzinpreis im Juli 2010 auf den Wert 100 Prozent setzen, dann waren Sie
zwei Jahre später schon bei 114,8 Prozent. Die Jahresteuerung lag also höher als 7
Prozent. Die Webseite http://www.benzinpreise.net/ bietet ebenfalls eine interessante
Grafik zur Entwicklung der Preise von Super, E10, Bleifrei und Diesel.
Eine weitere Steigerung wird davon abhängen, inwieweit die Städte und Gemeinden
Geld für den Ausbau von Park und Ride-Parkplätzen zur Verfügung stellen. Das
eingangs erwähnte Beispiel des MVV ist auch in Bezug auf die Parkplatzbelegung
hoch interessant. Lt. Angaben des Verkehrsverbundes wären von 27.600
Parkplätzen durchschnittlich 27.000 belegt. Damit ergibt sich eine Auslastung von
sensationellen 97,8 Prozent!